Samstag, 25. Juni 2011


Und es ist Sommer!

Bald heißt es wieder allerorten: Sommerpause. Wenn Freibäder sich besonderer Beliebtheit erfreuen, ruhen nicht nur die Bademeister in überdachten Schwimm-hallen, sondern zum Beispiel auch der politische Betrieb. Kaum ein Jahr, in dem es Spitzenbeamten und -diplo-maten sehnlicher zu wünschen wäre, effektiv vom Alltag Abstand zu nehmen, als in dieser Saison. Weihnachten und die damit verbundenen Feiertage sind nicht mehr als ein spontanes Intermezzo des Winters, der ohnehin recht gemächlich verläuft. Nachdem aber das Frühlingserwa-chen und die Stürme der ersten heißen Tage ihren Tribut gefordert haben, tut die professionelle Distanz zum ei-genen Wirken gut. Die Politikbranche hatte mit den Dis-sertationsskandalen der Damen und Herren von Gutten-berg bis Koch-Mehrin zu kämpfen, die Regierung ver-ordnete eine radikale Kursänderung in der Energiepolitik, das ständig schwarze Baden-Württemberg ist so grün wie der Rest der Republik, die Linke spielt keine Rolle mehr, die CDU sucht ihre Identität, SPD und FDP jeweils ihre Wähler. Großbritannien hat ein zweites Thronfolgepaar; Kate, die Jüngere der beiden Middleton-Schwestern, be-flügelt die Auflage der Boulevardblätter, seit sie bei der Trauung von Catherine ihre peripheren Körperrundun-gen galant, aber züchtig in Szene setzte und Milliarden Männer phantasieren ließ. Jörg Kachelmann ist nicht schuldig, nicht unschuldig, immerhin frei. Resümee unse-rer Sammlung ohne Anspruch auf repräsentative Voll-ständigkeit: Es ist einiges Nennenswertes geschehen, das verarbeitet sein will. Wir raten vor allem den Deutschen daher zur Sommerfrische in Griechenland, wo sie voraus-sichtlich freundlicher denn je empfangen werden. Allein die Nähe des hellenischen Oppositionsführers ist zu mei-den, wenn keine größere Streitigkeit vom Zaun gebro-chen werden soll. Falls Sie dem Herrn von der konser-vativen Partei Nea Demokratia also am Strand begegnen sollten, legen Sie Ihr Handtuch etwas weiter weg und riskieren Sie eher den Streit mit volltrunkenen Russen, als dass Sie dem Mann in die Quere kommen, der sich nicht einmal von einem erfolgreichen niederländischen Populisten, einem starrsinnigen bayerischen Ministerprä-sidenten und einem querschnittsgelähmten Berliner Fi-nanzminister beeinflussen lässt. Es sei denn, sie ertragen gleichmütig wie jedes neue Rettungspaket, wenn werter Herr plötzlich beginnt, mit Souflaki um sich zu werfen, weil die Bild blau auf weiß titelt: Was Costas?

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